Eine Geschichte über die kleine Lilie, frei von mir erfunden, vielleicht mit einem Fünckchen Wahrheit.
Klein Lilchen ging wie jeden Tag in die Schule, doch ihr war Angst und bange schon bei dem
Gedanken daran. Sie merkte kaum, dass der Wind ihr um die Ohren blies und es so fest bewölkt
war, als wolle der Abend über den Tag einbrechen. Ihre Gedanken kreisten immer und immer
wieder ums gleiche Thema. Als die Schule vorbei war und sie sich auf dem nachhause Weg
befand, merkte sie nicht wie sich die Wolken verzogen und ein Sonnenstrahl ihre Wangen
küsste, so vertieft war sie mit ihren Gedanken an Geschehenes in ihrer Schule. Es kam, wie es
kommen musste, sie wurde immer leiser, blasser und zog sich immer mehr in ihr
Schneckenhaus zurück. Zudem war ihr oft spei übel, der Kopf schien so schwer, dass es kaum
auszuhalten war. Eines morgens konnte sie nicht mehr und setzte sich auf dem Weg zur Schule
an einen alt gewordenen Baum mit roher und doch irgendwie zartriechender Rinde. Sie weinte
bitterlich, ihre Tränen kullerten ihr über die blass gewordenen Wangen, als sie plötzlich eine tiefe
aber sehr liebsame Stimme zu vernehmen mochte. «Guten morgen kleines Lilchen, willst du mir
erzählen was dich so herzzerbrechend traurig macht?»
Lilchen erschrak, doch die Stimme war warm und tief, so dass sie sich ans Herz fasste und
anfing zu erzählen, sie schluchzte und schluchzte, es sprudelte einfach aus ihr raus.
Der alte Baum horchte ihren Worten, es schien, als beuge er sich immer mehr mit seinen
verzworgelten Ästen über dieses kleine Geschöpf. Er sprach sanft und leise» kleines Lilchen,
was gedenkst du nun zu tun?» «Ich weiss es nicht, ich weiss es nicht» rief sie so verzweifelt, dass
es dem alten Baum durch Mark und Rinde ging, eine riesen grosse Träne aus Harz floss langsam
über die Rinde Richtung Erde. «Kleines Lilchen, schliess die Augen, atme tief und langsam ein
und aus, wiederhole das und werde innerlich ruhig. Nun spür in dein kleines purpur rotes
Herzchen, horche was es dir zu sagen hat, horche!» Die Atemzüge wurden langsam, plötzlich
schien sich das kleine blass gewordene Gesichtchen zu erhellen, ein Hauch eines Lächelns war
zu vernehmen. «Genauso» flüsterte der alte Baum.
Das kleine Lilchen öffnete die Augen, stand auf und umarmte den alten Baum. »Ich weiss jetzt
was zu tun ist lieber Baum» flüsterte sie ihm zu « Danke mein lieber Baum, danke!!»
Nie wieder lies das kleine Lilchen sich von diesem Tag an, auf die Scherze der anderen Kinder,
die sich über sie lustig machten, wegen ihren langen hellrot leuchtenden Zöpfen ein. Denn als
sie horchte, was ihr kleines purpurrotes Herzchen zu sagen hatte, spürte sie die innere
Geborgenheit. Sie fühlte sich plötzlich so schön und Selbstbewusst. Sie bemerkte langsam
wieder den Wind, die Sonne und den Regen auf ihrer rosa gewordenen Haut. Sie nahm wahr,
dass alles seine innere Schönheit hatte und nach aussen getragen werden wollte. Ihre
Beschwerden verflogen und mit jedem neuen Tag wurde sie noch schöner und stärker, da sie
nun um das Geheimnis wusste, auf ihr Herz zu horchen. Es verging kein Tag, ohne das sie zum
alten Baum mit den verzworgelten Äste lief, um ihn liebevoll zu umarmen.
In diesem Sinne wünsche ich euch allen einen schönen Tag. PATRIZIA